Konzeptgruppe "Attraktion"
Die Konzeptgruppe "Attraktion" beschäftigte sich mit der Modellierung der Verdichtung und Diffusion von religiösen Traditionen. Dabei wird auf das Konzept des Attraktor zurückgegriffen, das innerhalb der Chaostheorie bereits intensiv diskutiert wurde und in den kulturellen Operatoren Levi-Strauss' eine Entsprechung in den Sozialwissenschaften gefunden hat.
In Anlehnung an die Chaosforschung wurden Dynamiken der Religionsgeschichte anhand von Attraktoren und ihrem Zusammenspiel im Religionskontakt untersucht. "Attraktion" sollte in diesem Zusammenhang nicht als psychologische Kategorie oder als Identitätsfaktor innerhalb einer Subjekt-Objekt-Dialektik, vielmehr als ein spezifisch dynamisches Moment im Kontext religiöser Verdichtung, Abgrenzung und Repulsion exponiert werden. Der innovative Ansatz besteht darin, den Blick auf endogene Faktoren innerhalb der Dynamik der Religionsgeschichte zu lenken. Der Blick auf zentripetale Kräfte schließt freilich die Perspektive auf exogene, etwa politische und wirtschaftliche, Faktoren und damit verbundene Zentrifugalkräfte nicht aus.
Im Rahmen der Konzeptgruppe wurde des Weiteren eine Typologie von Attraktoren im Religionskontakt entwickelt, die auf folgenden Kriterien beruht: die anthropologische Dimension, Aspekte des Zeichengebrauchs und Medien.
Zur Vertiefung dieser Thematik wurden am Käte Hamburger Kolleg zwei internationale Konferenzen mit dem Titel "Modes and Models of Religious Attraction" in den Jahren 2010 und 2011 ausgerichtet, die sich mit Attraktivität in den Dimensionen Wissen, Handeln, Materialität und Erfahrung intensiv auseinandersetzten. Die Diskussionen und Ergebnisse dieser Konferenzen werden in einem Doppelband der Schriftenreihen des Kollegs veröffentlicht werden.