Fokusgruppe "Handeln"

Die Fokusgruppe „Handeln” analysiert, auf welche Art und Weise Religionen „Handlungen“ – das sind u. a. Maßnahmen, Arrangements, Ritualpraktiken und Einstellungen – konstruieren, organisieren und festschreiben, und dabei die Entwicklung und die Zunahme von Orientierungsschemata für die Regulation religiösen Lebens fördern. Während des akademischen Jahres 2016-2017 legte die Gruppe einen besonderen Fokus auf die Immanenz/Transzendenz-Unterscheidung im rituellen Feld legen. Das Ritual ist in der Tat ein passender Kontext, um zu analysieren, wie Religionen Ideen und Transzendenzformen anwenden und inszenieren.

Die vorangegangene Arbeit, die am Käte Hamburger Kolleg durchgeführt wurde (insbesondere die Diskussion über Sinne im akademischem Jahr 2015-2016), hat die sensorische Dimension von Ritualen, ihre Verbindung zur materiellen Sphäre und ihre Rolle als Ordnungsinstrument der körperlichen Welt im religiösen Feld sichtbar gemacht. Aus der Perspektive des übergreifenden Themas „Immanenz/Transzendenz“ stellt die sensuelle Schnittstelle des Rituals nur die erste Seite der Medaille dar. Das Ritual enthält auch Ideen wie „Veränderung“, „Transformation“, und vor allem „Übergang“. Tatsächlich befindet sich der Begriff des „Übergangs/Passage“ im Kern der langen Diskussionen um Liminalität von Ritualen im 20. Jahrhundert.  Das „Limen“ oder die liminale Zone innerhalb einer gegebenen Zeremonie kann als der umschlagende Punkt im religiösen Rahmen der Transzendenz/Immanenz Unterscheidung analysiert werden. Demzufolge wird es den Hauptfokus im akademischen Jahr 2016-2017 bilden. Im Einzelnen werden zwei Fragenanordnungen innerhalb der Gruppe formuliert werden. Der erste Fragestrang wird der Rahmung des Analysefelds gewidmet und untersucht, welches rituelle Unterfeld besonders wertvoll ist, wenn die Immanenz/Transzendenz Unterscheidung betrachtet wird. Die folgenden Fragen stehen im Zentrum:                  

  1. Wie bringt das Ritual die Idee der “Passage” und des “Limen” in verschiedenen religiösen Traditionen ins Spiel? Im Besonderen, wie wird der Tod in verschiedenen Religionen und verschiedenen Zeitmomenten rituell konzeptualisiert?
  2. Wie bezieht (oder zeigt) sich die sensorische Dimension des Rituals in einer Sphäre außerhalb der täglichen sensorischen Erfahrung? 
  3. Wie ist die Beziehung zwischen der Ritualrahmung der Transzendenz/Immanenz Unterscheidung und anderen Formen der Rahmung religiösen Verhaltens (wie zum Beispiel der Ethik)?
  4. Wie ist die analytische Beziehung zwischen der Ritualrahmung der Transzendenz/Immanenz Unterscheidung und anderen analytischen Feldern wie zum Beispiel jenes der Erfahrungen?

Der zweite Fragestrang betrifft die analytische Perspektive des Käte Hamburger Kollegs und handelt von den Formen, mit denen Subsysteme der Gesellschaft (Religion und Wirtschaft, Religion und Politik, Religion und Recht, Religion und Kunst …) und intrareligiöser/interreligiöser Kontakt die Art, in welcher eine bestimmte Tradition den Unterschied zwischen Immanenz und Transzendenz rituell kodifiziert, formt. Die folgenden Fragen sollen weiter diskutiert werden:

  1. Verändern Situationen des Kontakts die Formen, in welchen eine spezifische religiöse Metaphorik die Transzendenz/Immanent Unterscheidung in das Feld des Rituals einbringt? Welche rituelle Unterfelder sind besonders betroffen und wie verzeichnen und beschreiben wir diese Veränderungen?
  2. Spielt interreligiöser Kontakt eine konstituierende Rolle in der Gestaltung von Ritualliminalität?
  3. Beeinflusst interreligiöser Kontakt die Art und Weise, mit der eine Religion auf die Ritualrahmung von Transzendenz durch das Auslösen von Debatten über normative Rollen des Rituals im Vergleich mit normativen Rollen anderer Aktionsformen (zum Beispiel die Ethik) schaut?
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Dr. Licia Di Giacinto

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