Dynamiken der Religionsgeschichte zwischen Asien und Europa
Workshop
interpretatio punica – interpretatio graeca – interpretatio romana
Die Tagung stand in direktem Zusammenhang mit dem Forschungsprojekt von L.-M. Günther im Rahmen des Themenfeldes I („Veränderungen im westphönizischen ‚Pantheon’ unter dem Einfluss der Kulturkontakte mit Griechen und Etruskern sowie der Vorherrschaft Karthagos <im 6.-4.Jh.>)“ und war bereits im entsprechenden Antrag 2007 vorgesehen.
Die gewünschten internationalen Beiträge ließen sich zum verfügbaren Termin (November 2010) leider nicht realisieren, da die angefragten Spezialisten in Italien (S. Ribichini), Frankreich (C. Bonnet), Spanien () und Israel (I.Malkin) nicht verfügbar waren und mit großem Bedauern ein Kommen abgelehnen mussten; P. Bartoloni (Sassari) musste kurzfristig seine Teilnahme absagen.
Dennoch ist es – nicht zuletzt auch mithilfe von Jun.-Prof. Dr. Bärbel Morstadt (Institut für Archäologische Wissenschaften der RUB) – gelungen, eine fachlich hochqualifizierte und interessante Tagungsgruppe zusammenzustellen, die entsprechend dem interdisziplinären Charakter der Thematik (vier) Althistoriker und (fünf) Archäologen umfasste.
Vom Mittwoch 10.11. 16 Uhr bis Freitag 12.11. 14 Uhr kamen vier Referentinnen (Grüner, Günther, Lee, Morstadt) und fünf Referenten (Eingartner, Hülsken, Lichtenberger, Matthäus, Zimmermann) zusammen, von denen vier aus dem Bundesgebiet anreisten (aus Augsburg, Erlangen, Heidelberg/München, Münster). Von den neun Referenten sind jeweils drei ‚etablierte’ ältere Wissenschaftler (Eingartner, Günther, Matthäus), jüngere Hochschullehrer (Lichtenberger, Morstadt, Zimmermann) und Nachwuchswissenschaftler (Dr. des. Grüner, cand. phil. Hülsken, Lee B.A.). Erfreulicherweise konnte an der Tagung auch der frühere KHK-Fellow Dr. Paolo Filigheddu (Sassari/Tempio Pausania) teilnehmen und die Diskussionen mit seinen stupenden philologisch-semitistischen Kenntnissen bereichern.
Für Diskussionen standen nach jedem ca. 30-minütigem Vortrag 15 Minuten zur Verfügung, außerdem wurde die Tagung mit einer rund einstündigen Abschlussdiskussion beendet.
An den Diskussionen beteiligte sich auch Personen aus dem Publikum, die zumeist die Tagung durchgängig besucht haben; einige Kolleginnen und Kollegen konnten wegen ihrer parallelen Lehrverpflichtungen nur teilweise beiwohnen, u.a. der Mitveranstalter B. Linke.
Zwei Vorträge (Zimmermann am 10.11., Matthäus am 11.11.) fanden als deutlich längere ‚public lectures’ vor einem breiteren, aber ebenfalls diskussionsfreudigen Publikum statt, nämlich im Rahmen des zusammengelegten althistorischen Forschungskolloquium der beiden Veranstalter/Leiter bzw. im Rahmen des Forschungskolloquiums des Instituts für Archäologische Wissenschaften.
In ihrer kurzen Einführung thematisierte L.-M. Günther zunächst das Spektrum der Auffassungen von ‚interpretationes’ in der Forschung und verwies auf eine Tagung an der Universität Osnarbrück (7.-9. September 2010), die sich der interpretatio romana bzw. indigena in den Provinzen der römischen Kaiserzeit gewidmet hatte. Die dortigen Kollegen fassten den Begriff als „Mechanismus zur Überwindung kultureller Unterschiede in der Antike“ auf bzw. als „einen Prozess der Assoziation von indigenen (= nicht griechisch-römischen) Gottheiten mit solchen der griechisch-römischen Kultur. Der dabei erhobene Vorwurf, die bisherige Forschung habe sich vornehmlich darin erschöpft, Listen der ‚indigenen’ und der entsprechenden griechisch-römischen Götternamen zusammenzustellen, es aber versäumt, die „tiefergreifenden Prozesse des Phänomens zu thematisieren“, kann so nicht akzeptiert werden: Die Archäologie, Alte Geschichte und Religionswissenschaft haben schon längst für den zeitlichen und geographischen Raum der altorientalisch/levantinischen und der griechischen Kulturkontakte erkannt, dass es nicht um ein einfaches vokabelartiges Übersetzen religiöser Vorstellungen gegangen ist, sondern um Anverwandlungen, modifizierende Übernahmen und Reinterpretationen! Im Verlauf unserer Tagung wurde dann mehrfach angesprochen und vertieft, dass es evidenterweise einen wesentlichen Unterschied machte, ob eine Hochkultur wie die römische auf indigene Kulte in den von Rom beherrschten und noch nicht hellenisierten bzw. erst rudimentär romanisierten ‚Provinzen’ traf. Eine andere Facette von interpretatio ist dort zu beobachten wo, wie im Fall der Kultur- und Religionskontakte in der Levante vornehmlich in der ersten Hälfte des 1. Jahrtausends, eine physisch und geistig mobile Gesellschaft sehr bereitwillig den sakralen wie profanen Phänomenen der vorderasiatischen Kulturen begegnete und sie zu adaptieren suchte. Das frühere Bild von einer grundsätzlichen Überlegenheit der Hellenen über die ‚Orientalen’ ist inzwischen in der Geschichtswissenschaft und der Archäologie überwunden; auch ist weitgehend akzeptiert, dass weder ‚die Hellenen’ noch ‚die Orientalen’ bzw. ‚die Phönizier’ etc. jeweils geschlossene und homogene ‚Blöcke’ bildeten, die zudem auch noch grundsätzlich konfrontativ gewesen wären.
Bereits im ersten Vortrag der Tagung zeigte Achim Lichtenberger (Archäologische Wisschenschaften der RUB: „Interpretationes graecae-romanae im Vorderen Orient“) anhand seiner Forschungen zur syrischen Dekapolis am Beispiel zweier Städte, dass die Übernahme hellenistisch-römischer Bildsprache auf Münzen selbst in der Kaiserzeit noch siegelt, dass man um die Unzulänglichkeit wusste, eine einheimische Gottheit (wie Ba’al) mit nur einer griechisch-römischen Gottheit (Dionysos/ Herakles) zu identifizieren. In einem zweiten Schritt wies er anhand seiner aktuellen Forschungen exemplarisch nach, dass im nordafrikanischen Leptis Magna die vormals punischen Gottheiten und ihre ‚Übersetzungen’ in griechisch-römische nicht zwingend vermeintlich ‚kanonischen’ Vorgaben folgen mussten, sondern sich nichtkompatibler Funktionen der jeweiligen Götter bewusst waren, etwa indem eine Apollonstatue für den zu ehrenden ‚dionysischen’ Antinoos verwendet wurde.
Durch den geographischen Bogen von Syrien nach Libyen hatte Lichtenberger den folgenden Ausführungen von Johannes Eingartner (Archäologisches Institut der Universität Augsburg: „Römische Heiligtümer im vormals punischen Nordafrika)“ schon den Boden bereitet, denn es war bereits die Frage gestellt worden, inwieweit im Zuge einer interpretatio der Gottheiten ebenfalls die jeweiligen Rituale anverwandelt worden sein könnten. Eingartner, der auf eine rege Ausgrabungstätigkeit gerade in Tunesien und Libyen zurückblickt, stellte vor, wie Auskünfte über Kultvorgänge anhand vornehmlich zweier architektonischer ‚Modelle’ von Heiligtümern im römischen Nordafrika gewonnen werden können, nämlich zum einen anhand des Podiumstempel in einem symmetrisch gestalteten Bezirk und zum anderen anhand des sog. temple à cour. Dabei hat die bisherige Forschung die evidenterweise aus Italien übernommenen Podiumstempel für ebenso genuin römisch gehalten wie die in ihnen verehrten Gottheiten, während man für die andere architektonische Grundform des Heiligtums eine punische Tradition postuliert hatte. Diese ‚Gewissheiten’ stellte Eingartner anhand zahlreicher Beispiele in Frage und machte auf Wasserbecken im Kontext von ‚Podiumstempeln’ aufmerksam, die auf nichtitalische Rituale verweisen könnten. Zugleich lässt sich für Tempel des Saturn/Baal Hammon, die vermeintlich eine Kulttradition beweisen, nur selten eine tatsächliche sakrale Kontinuität nachweisen, vielfach ist der ‚Kulturbruch’ unzweifelhaft.
Der Abendvortrag von Nikolaus Zimmermann (Seminar für Alte Geschichte der Universität Münster: „Hannibals Religion“) widmete sich erstmals einem historischen Thema und damit auch einer andersartigen Quellenproblematik. Dabei wurde betont, dass auch religiöse ‚Übersetzungen’ und Vereinnahmungen politisch, propagandistisch und sogar militärtaktisch instrumentalisiert wurden. Livius, der das Feindbild der Römer von Hannibal als einem frevelhaften Menschen überliefert, gibt indessen an zahlreichen Stellen erkennen, dass der karthagische Feldherr genauso wie alle anderen Zeitgenossen die Götter ehrte, Eide einhielt und um die emotionalen religiösen Bedürfnisse auch seiner Truppen wusste. Zimmermann ließ aber offen, inwieweit jüngere Thesen über eine gleichsam ‚moderne’ Aufgeklärtheit Hannibals und seine Distanzierung von den orthodoxen Praktiken der karthagisch-punischen Götterverehrung, insbesondere der Menschenopfer für Baal Hammon, methodisch hinreichend begründet sind.
Im ersten Vortrag am folgenden Donnerstag (11.11.) beschäftigte sich Cathrin Grüner (Staatliche Museen München: „Die Göttin auf dem Berg Eryx, Astarte - Aphrodite - Venus“) mit einem ‚Klassiker’ der Interpretations-Thematik, dem berühmten westsizilischen Heiligtum, in dessen Ruinen inzwischen eine Kapelle der ‚Madonna della Neve’ die Kulttradition ins Christliche fortsetzt. Hier wurde schon zu Beginn des 1. Jahrtausends eine indigene Gottheit (der Elymer bzw. Sikaner) verehrt, bevor die Phönizier bzw. Karthager seit dem ca. 6. Jh. an der gleichen Stelle ihrer Astarte huldigten, sodann die in der Region ebenfalls als Ansässige bezeugten Griechen der Göttin Aphrodite. Mit der römischen Eroberung der vormals karthagischen Provinz auf der Insel wurde das Heiligtum, nunmehr unter römischer Verwaltung, als dasjenige der Venus, der Stammmutter des Gründungsheros Aineas, verehrt. Alle genannten Götternamen (Astarte, Aphrodite, Venus) sind durch Schriftzeugnisse bestens bezeugt, nur die indigene Gottheit bleibt namenlos.
Auf den Vortrag folgte ein Besuch in den Kunstsammlungen der Ruhr-Universität, die in ihren diversen Exponaten der antiken Kunst von der zuständigen Kustodin Frau Dr. Cornelia Weber-Lehmann den Teilnehmer der Tagung mit einer äußerst präsenten und intensiven Führung vorgestellt wurden.
Nach der Mittagspause fokussierten zwei Vorträge auf den wohl bekanntesten Fall einer interpretatio zwischen Levante bzw. Phönizien und der griechischen Welt: Melqart-Herakles. Das Referat von Bärbel Morstadt (Archäologische Wissenschaften der RUB: „Melqart-Herakles-Kulte im phönikisierten Zypern“) stellte in einer materialreichen Präsentation die Kultkontakte zwischen der Levanteküste und der Insel Zypern in den Mittelpunkt. Dabei wurde deutlich, dass entgegen der landläufigen Erwartung in Kition, der wohl ältesten ‚Kolonie’ von Tyros, ein Melqart-Kult zwar existent, aber nicht dominant war. Die anderen Städte der Insel, die stets eine ‚Drehscheibe’ des Güter- und Ideenaustausches zwischen dem Vorderen Orient und der Ägäis gewesen war, kennen gleichfalls beide Gottheiten, jedenfalls finden sich überall entsprechende bildliche Darstellungen, zumal in der preziosen Kleinkunst. Daniel Hülsken (Historisches Institut der RUB/ KHK): „Von Melqart bis Hercules Gaditanus: Reinterpretation eines westphönikischen Kultes in Südiberien“) führte an das westliche Ende des Mittelmeerbeckens, gleichsam über die ‚Säulen des Herakles’ hinaus. Dabei ging es um zweierlei: erstens um den Schritt der Phönizier, die eine anikonische Verehrung des Melqart (und dafür eine solche in Gestalt von ‚Stelen’ = Baityloi) kannten, hin zu einer anthropomorphen Darstellung in griechischer Bildsprache, also mit Löwenfell und Keule bzw. Bogen; zweitens um die Diskussion einer Adaption phönizischer Gottheiten bei den Indigenen, die der Referent sehr deutlich in Frage stellte. Ähnlich wie schon die Göttin von Eryx machte auch der einstmals ‚punische’ Gott von Gades unter der römischen Herrschaft über ‚sein’ Gebiet Karriere, was Hülsken gleichfalls noch kursorisch thematisierte.
Der Abendvortrag von Hartmut Matthäus (Archäologisches Institut der Universität Erlangen: „Mythische Paradigmata und Identitätsstiftung – Wirkungen des Orientalisierungsprozesses“), mit dem zugleich der neue Hörsaal des Instituts für Archäologische Wissenschaften eingeweiht wurde, spannte einen imposanten weiten Bogen von den mesopotamisch-assyrischen Artefakten zu solchen der mediterranen archaischen Kultur der hellenischen Staatenwelt. Der als Spezialist für die phönizische und vorderasiatische Archäologie renommierte Referent verfolgte am Beispiel der Darstellungen dreier ‚Leitikonographien’ – nämlich der ‚nackten Göttin’, des Kampfes eines Heroen mit dem Löwen, der Überwindung eines schlangenartigen Ungeheuers mit einem Kopf oder mehreren Köpfen – die allmähliche Ausbreitung der Sujets samt deren zu beobachtenden ikonographischen Varianten. Dabei wurde augenfällig, dass nicht jedes einer interpretatio unterworfene Motiv denselbe Verbreitungsweg nahm, wenngleich die Levante und Zypern stets herausragten; auffälligerweise blieb zumeist die westkleinasiatische Küstenzone außerhalb der entscheidenden Vermittlungszonen.
In der letzten ‚Sektion’ der Konferenz am Freitag (12.11.) gab es zwei althistorische Referate, bei denen dezidierter als zuvor die einstige Großmacht Karthago die entscheidende Rolle spielte, wenngleich es nicht um politische Geschichte ging, sondern vor allem um Methodisches. Im ersten Vortrag des Morgens wandte sich Linda-Marie Günther (Historisches Institut der RUB: „Pferd und Quadriga auf sikulopunischen Münzen - griechische oder punische Symbolik?“) der Münzprägung als einem relevanten, da zeitgenössischen Quellenmaterial zu und interpretierte das in der sikulopunischen Ikonographie von den Griechen Siziliens übernommene Motiv der siegreichen bzw. von Nike bekränzten Quadriga als Symbol für den Himmelsgott Ba’al respektive Zeus Olympios. Dies stellt einen Bezug zum nachgerade typischen karthagisch-sikulopunischen Münzbildmotiv, dem einzelnen Pferd (oder Pferdekopf) her, das in der Forschung längst als Symbol des Ba’al gelesen wird. Diskutiert wurde daraufhin, inwieweit Münzikonographie generell offen für ‚interpretationes’ ist oder inwieweit gerade in Sizilien als einem charakteristischen ‚Middle-ground’ diese Offenheit der Verständnisangleichung besonders günstige Rahmenbedingungen findet.
Den Abschluss bildete Yu-Jin Lee (Historisches Institut der RUB: „Die Götter im Vertrag zwischen Hannibal und Philipp V.“) mit einem Referat, das wieder an den Anfang der Tagung, nämlich die methodischen Ausführungen Lichtenbergers über die Problematik von interpretatio führte. Die Referentin stellte die Forschungsdiskussion dar, die seit mehreren Generation der bei Polybios (9,7) überlieferte Vertragstext des Jahres 216/5 v. Chr. generiert hat. Da der Geschichtsschreiber des 2. Jh.v. Chr. explizit den Wortlaut wiederzugeben behauptet und auch der philologische Nachweis geführt worden, dass dem griechischen Text eine punische Version zugrunde gelegen haben muss, wurden die in der einleitenden Schwurformel namentlich aufgeführten neun Gottheiten (u.a. Zeus, Hera, Herakles, Ares, Triton, Poseidon) stets als die griechischen Pendants zu den punisch-karthagischer Götter und Göttinnen aufgefasst, die es nun zu eruieren gelte. Die zahlreichen Vorschläge für ein gleichsam religiöses ‚Vokabular’, also die Benennung jener neun phönizisch-karthagischer Gottheiten, sind bis auf die Gleichung Herakles = Melqart widersprüchlich, weil, wie die Referentin eindrücklich zeigte, die Argumente nicht nur aus den sehr problematischen Prämissen über die fortgesetzte Existenz alt-levantinischer Gottheiten im hellenistischen Karthago gewonnen werden, sondern auch aus den in sich unklaren und voraussetzungsreichen phönizischen Schriftquellen, oftmals bilinguen Inschriften mit onomastischen Indizien. Somit ist kaum eine Argumentation für die ‚interpretatio’ dieser ‚Schwurgottheiten’ zwingend, hier liegt tatsächlich eine noch zu überwindende ‚Auflistungsmentalität’ in der einschlägigen Forschung vor.
Die Abschlussdiskussion konnte sich somit gleichsam nahtlos anschließen; in ihr wurden nochmals grundlegende Positionen gesammelt und mit der eingangs zitierten Definition der Osnarbrücker Tagung zu einer sehr ähnlichen Thematik verglichen. Es ließ sich ein gewisser Konsens darüber herstellen, dass interpretatio nicht dezidiert empfundene kulturelle Unterschiede überwindet, sondern sich eher mühelos vor allem dort vollzieht, wo ein großer gemeinsamer Nenner bei den Gottheiten der jeweiligen Seiten wahrgenommen wird, allem Anschein nach hinsichtlich der Funktionen dieser Gottheiten und auf dem Hintergrund sehr konkreter religiöser Bedürfnisse derjenigen Personen, die in fremdem Gebiet den Gottheiten mit einem ihnen zunächst fremden Namen begegnen. Diskutiert wurde, inwieweit die Träger dieser Kommunikation ‚zwischen Asien und Europa’ Händler, Migranten oder wandernde Spezialisten (bis hin zum Kriegshandwerker) waren bzw. inwieweit die Griechen die neue Kultur zu sich holten oder sie zu ihnen gebracht wurde, doch gab es dazu kein abschließendes Ergebnis. Einigkeit bestand aber darüber, dass sich das Phänomen der interpretatio romana in einem etwas anderen, letztlich leichter zu identifizierenden Rahmen abgespielt haben dürfte und hier die ‚Selbstromanisierung’ einen höheren Stellenwert gehabt haben dürfte als eine ‚Selbsthellenisierung’ etwa der Phönizier/Punier oder als eine ‚Selbstpunisierung’ von Hellenen in der Levante oder im westlichen Mittelmeerraum.
Eine Drucklegung der Tagungsbeiträge* wird erwogen, wobei die einzelnen Referenten gebeten worden sind, in ihrer Verschriftlichung dezidiert zum jeweiligen Verständnis von ‚interpretatio’ explizite Aussagen zu treffen.
*Herausgeberinnen: B. Morstadt, L.-M. Günther, in der Reihe „Contextualizing the Sacred“ im Verlag Brepols (2012)