Themenfeld "Ausbreitung"
Das zweite Themenfeld widmete sich Konstellationen von Religionskontakten während der Institutionalisierung, Expansion und Diversifizierung der großen religiösen Traditionsgeflechte. Dabei standen dialogische und räumliche Aspekte im Vordergrund. Die Arbeiten des Themenfeldes lassen sich drei inhaltlichen Schwerpunkten zuordnen. Aus der ursprünglich ebenfalls im Themenfeld 2 angesiedelten Lese- und Arbeitsgruppe "Translation" hat sich eine eigene Konzeptgruppe entwickelt, die unter dem Titel "Transfer und Widerstand" 2011 ihre Arbeit aufnahm.
QUID
Das editorische Projekt "QUID – Quellenrepertorium zum interreligiösen Dialog", das sich zum Ziel gesetzt hatte, interreligiöse Dialoge von der Antike bis in die Frühe Neuzeit durch knappe, aber informative Lexikoneinträge zu erschließen, läuft seit 2008 und wurde durch eine zweibändige Publikation im Jahr 2014 abgeschlossen.
Raum und Religion: nodes, hubs und Translokation
Das Forschungsfeld "Raum und Religion" ist zum einen durch die Beschäftigung mit nodes und hubs geprägt, also mit Knotenpunkten und dynamisierenden Umschlagplätzen religiöser Transfervorgänge. Zum anderen steht die Translokation heiliger Orte und Objekte im Mittelpunkt des Interesses. Als Ergebnis der Arbeit zu diesen Themen ist die Fokussierung auf das Konzept der religiösen Vielörtlichkeit zu nennen.
Die Funktion und Bedeutung von Umschlagpunkten religiösen Austausches (z. B. Herrscherhöfe) ist eines unter mehreren Forschungsproblemen des Themenfeldes. Der Begriff hub ist dabei weit zu verstehen und umfasst sowohl Räume als auch Personen, Objekte und Ideen. In diesem Sinne können auch intellektuelle Strömungen, literarische Genres oder herausragende Werke funktional als Umschlagpunkte fungieren.
Ein weiterer Schwerpunkt ist die Auseinandersetzung mit dem Konzept der Translokation, das auf der einen Seite als ein Expansionskonzept verstanden wird, andererseits aber in paradoxer Weise mit lokaler Verwurzelung korrespondiert. Lokale Stabilität und räumliche Dynamik korrelieren offenbar und tragen in je spezifischer Weise zur Verbreitung religiöser Traditionen und Ideen bei.
Diversity & Plurality
Im anschließenden Fokus des Themenfelds lag die Erforschung von diversity und plurality. Hier standen religiös gemischte Gesellschaften und Formen religiöser Vielfalt innerhalb eines bestimmten Raumes im Zentrum der Diskussion.
Ausgewählte Literatur
- Krämer, Hans Martin, Jenny Oesterle, Ulrike Vordermark, eds. “Labeling the Religious Self and Others: Reciprocal Perceptions of Christians, Muslims, Hindus, Buddhists, and Confucians in Medieval and Early Modern Times.” Special issue, Comparativ. Zeitschrift für Globalgeschichte und vergleichende Gesellschaftsforschung 20, no. 4 (2010).
- Glei, Reinhold F., ed. Frühe Koranübersetzungen. Europäische und außereuropäische Fallstudien. Bochumer Altertumswissenschaftliches Colloquium 88. Trier: Wissenschaftlicher Verlag Trier 2012
- Herbers, Klaus, and Nikolas Jaspert, eds. Integration – Segregation – Vertreibung. Religiöse Minderheiten und Randgruppen auf der Iberischen Halbinsel (7. bis 17. Jahrhundert). Geschichte und Kultur der Iberischen Welt 8. Münster: Lit, 2011.