Transformationen buddhistischer Selbstrepräsentationen im globalen Kontext
Dieses Projekt will diese Lücke schließen. Es untersucht die Transformationsprozesse in der Selbstreflexion und der Selbstrepräsentation der Buddhisten Südostasiens während und nach der britischen Kolonialherrschaft. Leithypothese ist, dass zunächst die Bildungseliten, später eine breitere Mittelschicht der dann (!) sich als Theravada-buddhistisch bezeichnenden Gesellschaften auf europäische Religionskonzepte, religiöse Vorstellungen und Bedürfnisse reagieren und ihre eigene Tradition in neuer Begrifflichkeit reformulieren. Dies muss in Auswahl geschehen, etwa in einer Reihe von repräsentativen, sinnvoll aufeinander bezogenen Fallstudien.
Untersucht wird, welchen Einfluss der Transfer europäischer religiöser Konzeptionen auf diese Reformulierung ausgeübt hat und wie diese zur Veränderung sozialer Realitäten beigetragen hat: sozio-religiöse Emanzipation des Laienstandes, Zentralisierung und Institutionalisierung meditativer Praktiken, Inszenierungen einer überregionalen Identität zwischen Theravada-Buddhisten verschiedener Länder (auch in Abgrenzung gegen andere buddhistische Traditionen) etc. Darüber hinaus wird untersucht, an welche autochthonen Diskurse die komparatistisch-kompetitive Präsentation des Buddhismus als ein ,Angebot` auf dem ,globalen Markt der Religionen` anzuschließen vermochte. Dabei wird die Hypothese verfolgt, dass die im post-strukturalistischen Wissenschaftsdiskurs häufig behauptete Erfindung der buddhistischen Religion durch orientalistische Projektionen vor dem Hintergrund global-historischer Überlegungen zu kurz greift. In einem dritten Schritt wird gefragt, welche Rückwirkungen der durch den beschriebenen Adaptionsprozess seinerseits notwendigerweise transformierte Allgemeinbegriff Religion auf moderne globale Religionsdiskurse ausübte.