Im Bann der Schlange
Altorientalische Schlangenvorstellungen und -kulte im Spannungsfeld inter- sowie intrareligiöser Kulturkontakte vom 3. bis zum 1. Jts. v. Chr.
Eine historische Darstellung der Entwicklung von Schlangensymbolik und Schlangenkulten im Vorderen Orient bei gleichzeitiger Beachtung der Entfaltung kosmologischer Vorstellungen soll zu Beginn der Untersuchung eine möglichst breite Ausgangsbasis schaffen. Anhand einer zentralen Fragestellung soll aufgezeigt werden, inwieweit sich die Thematik zur Veranschaulichung von Religionsdynamiken innerhalb des orientalischen Raumes sowie der östlichen Mittelmeergebiete eignet. Insofern stellt sich die Frage, wie die Menschen der damaligen Welt mit der allgegenwärtigen von Schlangen ausgehenden Bedrohung und einer daraus resultierenden (Ehr-)Furcht vor diesen Tieren umgegangen sind (Wirklichkeits- und Empiriebegriff, Ordnung/Chaos-Dualismus), in welcher Verbindung die ansonsten todbringenden Tiere zu Heilung und Fruchtbarkeit stehen und ob sich andere Aspekte von Schlangenkulten damit in Einklang bringen lassen (Kommunikation zwischen Mensch und Gott, Heilserfahrung, Polarität von Gut und Böse), schließlich welche Rolle die Schlange dabei im kosmologischen System einnimmt (Kategorisierung der Welt, Paradigmenwechsel, Normen und Gesetze).
Am Beispiel der verschiedenen Ausprägungen von Schlangenkulten sowie den insbesondere in der Mythologie verankerten Schlangenvorstellungen läßt sich für den vorderasiatischen Raum aufzeigen, inwiefern Nachbarkulturen Einfluß nahmen, religiöse Vorstellungen aufblühten und wieder erloschen. Verschiedene Ausprägungen von Kulturkontakten bei gleichzeitiger Veränderung religiöser Vorstellungen lassen sich für einen besonders komplexen Kulturraum beschreiben, Wege und Medien der Einflußnahmen aufzeigen, Möglichkeiten von Identifikation, Integration, Assimilation und Transformation in sich immer weiter annähernden Religionsformen erkennen.