Jainismus: Neuer Zugang zu einer jahrtausendealten Religion
Auf reges internationales Interesse stößt das Forschungsprojekt zum Jainismus am Käte Hamburger Kolleg: Seit Frühjahr dieses Jahres ist der Südasien-Experte Dr. Patrick Krüger Gastwissenschaftler am KHK. In seinem Projekt The Visualization of the Dharma – New Perspectives of the Origin and the Meaning of the Jina Image and the Beginning of Jain Image Worshipping erforscht er die Entstehung der Medienkultur und Bildsprache des frühen Jainismus. Mit diesem Fokus betritt er Neuland.
Jainismus - religiöse Askese zur Seelenrettung
Der Jainismus ist eine eigenständige Religion, die etwa 600 v. Chr. in Indien entstand. Jainas glauben an eine Zweiteilung der Welt in Geistiges und Ungeistiges. Ziel eines jeden Gläubigen ist die Reinigung der Seele durch ein sittliches Lebens, wie z. B. durch Gewaltlosigkeit und strenge Askese. Nur reine Seelen steigen in den höchsten Himmel auf, um dort Erlösung zu finden. Mit heute ca. 4,5 Millionen Gläubigen, die vor allem in Indien und den USA leben, erhält der Jainismus sowohl in der europäischen Forschungslandschaft, als auch darüber hinaus, wenig Aufmerksamkeit.
Gerade weil der Jainismus ursprünglich als weltverneinend gilt und dessen Anhänger ein besitzloses Leben als Ideal ansehen, ist die Entwicklung einer eigenen Bildsprache und eines Bildkultes religionsgeschichtlich sehr ungewöhnlich. Andere asketische religiöse Traditionen, wie z. B. der protestantische Calvinismus, verbieten Bilder ganz.
Neue Perspektive auf eine jahrtausendealte Tradition
Der frühe Jainismus ist in erster Linie durch die literarischen Quellen der Asketengemeinde bekannt. Patrick Krüger untersucht in seinem Forschungsprojekt hingegen religiöse Bildwerke. Er geht der Frage nach, wie die Herstellung solcher Bildwerke den Jainismus überhaupt ‚sichtbar‘ machte und wie deren mediale Wirkung die weitere Entwicklung dieser Religion bestimmte.
Sein Forschungsprojekt erregt besonderes Interesse in der weltweit vernetzten Jaina-Gemeinschaft. Aber auch Berichte in US-amerikanischen Zeitungen für indische Expats, in indischen Forschungsjournalen oder Anfragen von renommierten Museen zeigen, dass die Jainismusforschung alles andere als peripher ist und weiterer Aufmerksamkeit bedarf.