KHK-Fellow-Interview: "Besondere Kohärenz aus dem thematischen Fokus"
Ende März 2020 endet die zweite Förderphase des Käte Hamburger Kollegs "Dynamiken in der Religionsgeschichte zwischen Asien und Europa". Als größtes Forschungsvorhaben mit internationaler Reichweite hat es das Centrum für Religionswissenschaftliche Studien (CERES) in den letzten zehn Jahren enorm geprägt. Zeit also, um in den nächsten Monaten etwas zurück und etwas nach vorne zu blicken und Gastwissenschaftler/innen des KHK zu Wort kommen zu lassen. Im fünften Interview der Reihe kommt der Islamwissenschaftler Aziz Al Azmeh zu Wort. Als Professor für Historische Anthropologie mit Schwerpunkt Islam forschter er an diversen Institutionen für Advanced Studies, so z. B. in den USA, Schweden, Frankreich und Ungarn.
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Wie sind Sie das erste Mal mit dem Käte Hamburger Kolleg in Kontakt gekommen?
Ich bin an das KHK durch eine Einladung gekommen.
Wie war Ihr Forschungsaufenthalt in Bochum? Und worum ging es in Ihrem Forschungsprojekt?
Der Aufenthalt war in jeder Hinsicht ausgezeichnet. Gute Arbeitsbedingungen und eine passende Unterkunft mit überaus kompetenten Bibliotheksdiensten. Prof. Krech ist ein außerordentlicher Direktor und Motivator. Während meines Aufenthaltes in Bochum konnte ich mein Buch „The Emergence of Islam in Late Antiquity“ beenden, das von Cambridge University Press veröffentlicht wurde, und gleichsam parallel an meinem laufenden Projekt zur Geschichte des freien Denkens und der Religionskritik weiterforschen.
Inwiefern trägt Ihr Forschungsthema zu einem besseren Verständnis von religiösen Dynamiken und Religionskontakten bei?
Ich denke, das liegt auf der Hand. Wenn man sich dem Thema des freien Denkens in der Abbasiden-Zeit nähert, sollte man beachten, wie der Osten und östliche Religionen, insbesondere Hinduismus und Buddhismus, als symbolische Unterstützungs- und Inspirationsquellen genutzt wurden für jene Ideen, die sich einer allgegenwärtige und beständigen orientalische Weisheit verschrieben. Bei der Arbeit zum frühneuzeitlichen Europa muss man besonders die Religionskritik der abbasidischen Zeit und dessen Impulse sowie die Symbolik des Averroismus im Blick haben.
Was charakterisiert das KHK im Vergleich zu anderen Forschungsinstitutionen?
Ganz einfach: Es besitzt eine besondere Kohärenz, die sich aus seinem thematischen Fokus ergibt.
Welchen Einfluss auf Ihren Forschungsprozess hatte der Aufenthalt am KHK Bochum? Hat die Forschung und theoretische Arbeit am KHK Ihre Forschung beeinflusst? Und wenn ja wie?
Eines der wichtigsten Dinge, die mich bis heute begleiten, ist erst die Bekanntschaft, und dann die daraus später erwachsene größere Vertrautheit mit der Religionsgeschichte Ostasiens.
Zuletzt ein Blick in die Zukunft: Das KHK Bochum mag zeitlich begrenzt sein, aber wie sollte Religionswissenschaft z. B. in etwa zehn Jahren mit Religionsgeschichte umgehen?
Es sollten Institutionen wie das KHK Bochum entwickelt werden, die unabhängig von disziplinarischen Loyalitäten sein können.
Interview von U. Plessentin, Übersetzung: Diana Marques Correia & U. Plessentin