Von Buddhabildern zu Gebets-Apps: Internationaler Workshop zu Religion und Medien
Wenn von Medien und Religion die Rede ist, geht der Blick schnell auf sogenannte Tele-Evangelisten, die journalistische Darstellung von Religion oder auf das mediale Nutzungsverhalten von religiösen Akteuren, wie z. B. Salafisten in sozialen Netzwerken. Diesen zugegebenermaßen auf die Gegenwart verengten Blick möchte der internationale Workshop „Religion, Media, and Materiality: Interdisciplinary Perspectives on Religious Authority“ bewusst weiten. Er findet am Käte Hamburger Kolleg mit renommierten Fachleuten aus aller Welt statt.
Die beiden Organisatorinnen Jessie Pons, Junior-Professorin am CERES, und Giulia Evolvi, Postdoktorandin am Käte Hamburger Kolleg, gehen von einem weiten Medienverständnis aus, das u. a. Kunstobjekte, Bilder, Bücher, Fernsehen, Internet sowie verkörperte Praktiken, multisensorische Erfahrungen und religiöse Räume umfasst. Dabei werden im Rahmen des dreitägigen Workshops drei Phänomene in den Blick genommen: Zum ersten die religiöse Autorisierung von Medien, zum zweiten die mediale Autorisierung von Religion und schließlich die mediale Repräsentationen von Religion.
Die religiöse Praxis wäre ohne die Benutzung von Medien schlechterdings nicht vorstellbar. Ob Buch oder Objekt – es sind die Medien in einem weiten Sinne, die eine Brücke zwischen Immanenz und Transzendenz schlagen. In der wissenschaftlichen Auseinandersetzung wurden bisher die Beziehungen zwischen Religion und Medien oft getrennt von der Frage nach der Rolle von materiellen aber auch immateriellen Objekten für die religiösen Vorstellungen und Praktiken untersucht. Der Workshop verbindet diese beiden Stränge und widmet der Frage der religiösen Autorität bzw. Herrschaft besondere Aufmerksamkeit.
Während des Workshops stellen Fachleute aus verschiedenen Disziplinen, wie z. B. Religionswissenschaft, Ethnologie, Kommunikationswissenschaft, Kunstgeschichte und Philologie, ihre Fallstudien vor, die verschiedenen geografischen und historischen Beispielen gewidmet sind. Zusammen arbeiten sie heraus, inwieweit die Frage nach Herrschaft innerhalb von Religionsgemeinschaften diskutiert, aber auch zwischen verschiedenen religiösen Gruppen verhandelt wird – und welche Medien dabei eine zentrale Funktion übernehmen.
Während des Workshops werden drei renommierte internationale Wissenschaftler jeweils eine Keynote-Speech halten: Den Auftakt macht die renommierte Ethnologin Birgit Meyer (Universität Utrecht) mit einer Erörterung über Materialität in religiös pluralen Kontexten. Der Buddhismuskundler Robert DeCaroli (George Mason University, Virginia/USA) widmet sich am zweiten Tag den ikonografischen Ursprüngen von Buddhadarstellungen. Am dritten Tag wird der Religions- und Kommunikationswissenschaftler Stewart Hoover (University of Colorado, Boulder) vortragen. Er gilt als einer der international bekanntesten Gründungsväter des Forschungszweiges Religion und Medien.
Trotz des weiten Medienverständnisses werden die vergleichsweise jungen Online-Medien nicht zu kurz kommen: Stilecht wird über den Workshop unter #RMM18 getwittert.