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5 Tage, 2 Workshops, 29 Fachleute

Fast am Ende des Wintersemesters veranstaltete das Käte Hamburger Kolleg "Dynamiken der Religionsgeschichte zwischen Asien und Europa" zwei hochkarätig besetzte internationale Workshops. Auch wenn der Fokus in beiden Workshops geografisch und zeitlich weit auseinanderlagen, widmeten sich beide verschiedenen Konstellationen von Religionskontakt. Dazu kamen in den letzten fünf Tagen insgesamt internationale 29 Fachleute ganz unterschiedlicher Disziplin zusammen. Sie reisten u.a. aus Australien, Sibirien oder dem Mittleren Westen der USA an. 

Den Auftakt machte am vergangenen Freitag der Workshop "Traditional Religions, Secularism, and Revivals". Organisiert von KHK Visiting Research Fellow Ivan Sablin widmete sich er sich dem Kontakt zwischen Buddhismus und Shamanismus in dem weitläufigen und oft menschenleeren Gebiet zwischen Tibet und Sibirien. Dabei unterstrichen die Teilnehmer/innen in ihren Vorträgen, dass die Unterscheidung in Säkularismus und Religion eine vornehmlich europäisch geprägte Einteilung sei - und gerade für diesen geografischen Bereich als auch für die Phänomene Buddhismus und Schamanismus nur unzureichend als Beschreibungskategorien übernommen werden können. Allerdings haben Buddhisten und Schamanen im 20. und 21. Jahrhundert diese Begriffe für die Selbstbeschreibung übernommen oder wurden durch staatliche Klassifizierungssysteme wie z. B. im Falle Russlands angehalten, diese zu übernehmen. Dadurch kam es nicht selten zu neuen Sozialstrukturen innerhalb der Religionsgemeinschaften und der Begründung religiös homogener Identitäten - Tendenzen, die insbesondere buddhistische Gruppen zu nutzen wußten, während das Schamanentum weitesgehend gesellschaftlich marginalisiert wurde.

Der zweite Workshop richtete seinen Blick ganz auf die europäische Geistesgeschichte der frühen Neuzeit. Unter dem Titel "Holy Affections and Religious Entanglements in Early Modern Europe" wurde die Rolle von religiösen Gefühlen in verschiedenen frühneuzeitlichen Diskursen untersucht. Ausgangspunkt war die Beobachtung, dass Religionsgelehrte dieser Zeit über die sich festsetzenden Konfessionsgrenzen hinweg religiösen Gefühlen attestieren, von besonderer Qualität und anderen Gefühlen moralisch überlegen zu sein. Der Workshop wurde von Knut Stünkel (KHK Postdoktorand) zusammen mit KHK Visiting Research Fellow Giovanni Tarantino organisiert und geleitet. In den Beiträgen wurde mehrfach auf den Religionskontakt im Zeitalter des frühen Kolonialismus, z. B. im amerikanischen Neu-Frankreich oder auf dem indonesischen Inselarchipel, eingangen. Die konfessionell unterschiedlich geprägten Kolonisten trafen auf eine indigine Bevölkerung mit oft unbekannten religiösen und rituellen Traditionen. Aber auch der Kontakt zwischen Theologen und den sich bildenden Freidenkerzirkeln der Aufklärungszeit wurde thematisiert. Anhand dieser inter- bzw. extrareligiösen Kontaktsituationen zeigten die Vortragenden auf, dass religiöse Gefühle stets Teil eines Aushandlungsprozesses sind und sich durch Kontakte neu formieren können.