Im Vortrag argumentiere ich für die Wichtigkeit einer interaktionalen Perspektive im Blick auf Migrantenreligionen und stelle die These auf, dass Sakralbauten zur wechselseitigen Integration beitragen können und Parallelgesellschaften keineswegs als gesellschaftsdesintegrativ interpretiert werden müssen. Diese, zu Islamdebatten konträre These, wird illustriert anhand der lokalen und nationalen Dynamiken und Veränderungen, die sich seit der Errichtung des hindu-tamilischen Sakralbaus in Hamm-Uentrop ereignet haben. Hierzu gehört, dass Tempel und Feste zunehmend von deutschen Einheimischen besucht werden, sich am Tag der Prozession das Verhältnis von Migrantengruppe und Aufnahmegesellschaft geradezu umkehrt und sich eine ehemalige Konfliktgeschichte so sehr in Wohlwollen aufgelöst hat, dass die Stadt öffentlich für den hinduistischen Pilgerort in Hamm wirbt. Am neuen Kontaktzonenprofil dieses Tempels zeigt sich, dass Parallelgesellschaften eine integrative Rolle haben, wenn sie nicht mit angstbesetzten Imaginationen verbunden werden.