Workshop

Religiöse Traditionen und Innovationen zwischen Indus und Adria

Program.

Der Workshop fand unter dem Rahmenthema „Religiöse Traditionen und Innovationen zwischen Indus und Adria“ statt und zugleich in Fortsetzung einer Tagung, die sich im Dezember 2008 mit dem hellenistischen Einfluss bei den Parthern im Osten des vormaligen Alexanderreiches bzw. des Seleukidenreiches beschäftigte.

Diesmal ging es gleichsam zurück ad fontes, nämlich zu den hellenistischen Entwicklungen in ‚Kernländern’ des Hellenismus, und zwar unter besonderer Berücksichtigung des Herrscherkultes. Diese göttliche Verehrung für einen Sterblichen bzw. eine politische Führerpersönlichkeit wurde seit Alexander d. Gr. zu einem Charakteristikum der neuen Epoche; sie ist in den verschiedenen Reichen und Großregionen unterschiedliche Formen zu beobachten, da offenbar in unterschiedlichem Ausmaß und varianten Qualitäten Traditionen und Innovation miteinander verflochten werden.

Freilich konnte Robert Rollinger (Innsbruck) als Spezialist für das Perserreich zeigen, dass eine göttliche Verehrung bei der medischen Dynastie der Teispiden und ihrer Nachfolger, der persischen Achämeniden, eine Fiktion ist. Auch für die Zeit nach dem Tod Alexanders, des ‚neuen’ Perserkönigs, stellte Sonja Plischke (Kiel) am Beispiel des Lysimachos heraus, dass der ‚Herrscherkult’ dieses Machthabers in Kleinasien wohl eher ein spezifischer Alexanderkult war. Mit unzweifelhaften Herrscherkulten und einem veritablen Dynastiekult hatte es dann Gregor Weber (Augsburg) zu tun, der dieses Phänomen als ein typisch ptolemäisches und von den vorhellenistisch-pharaonischen Kontexten ägytischer Götterverehrung nicht zu trennendes charakterisierte. Die schwierige und komplexe Materie vermittelte der Referent anhand sowohl literarischer als auch numismatischer Quellen.

Ähnliches gilt auch für ein weiteres und wiederum ‚eigenartiges’ Fallbeispiel aus dem breiten Spektrum der Genese des hellenistischen Herrscherkults, das Christoph Michels (Aachen) überzeugend behandelte: die Dynastie der Attaliden mit ihrem doppelten Bemühen, sowohl den Gott Dionysos als auch den Stammheros der Dynastie als ‚Vehikel’ der Herrscherverehrung zu instrumentalisieren.

Eine ‚ost-westliche’ Herrscherdynastie regierte in Kommagene und verschmolz im 1. Jh. v. Chr. in ihrem gleichsam synchretistischem Kult der Ahnen und der lebenden Könige die Traditionen, die im Seleukidenreich herausgebildet worden waren, die aber zugleich in der nordmesopotamischen Region aus der Achämenidenzeit noch latent bestanden. Dieses spannende Phänomen führte Peter Franz Mittag (Köln) vor.

Die für den Workshop Verantwortliche stellte an ein breiteres numismatisches Quellenmaterial die Frage, ob Herrscher- und Götterbildnisse immer so genau zu trennen seien, oder ob nicht eher eine intentionale Ambivalenz in Göttern die Herrscher und umgekehrt in den Herrschern die ihnen besonders affinen Götter zeigte.

Allen Vorträgen folgten lebhafte und teilweise auch kritische Diskussionen, die den Ertrag des workshops unterstrichen.

Es gibt Bestrebungen, die Beiträge der Tagung zu publizieren.